Auch bei seinem Rückzug aus der BRD zeigt Deliveroo, dass die Entlohnung und soziale Absicherung seiner stark von Minderheiten geprägten Belegschaft keinen Stellenwert im Unternehmenshandeln hat. Der Kampf gegen die besonders prekären Arbeitsbedingungen der Plattform-Ökonomie in ihrer heutigen Form geht trotzdem weiter – bei Deliveroo in anderen Ländern und bei anderen Plattformen in der Lieferbranche oder anderen Wirtschaftsbereichen in der BRD.
Zum 16.08.2019 zieht sich die Firma Deliveroo aus dem deutschen Markt zurück. Deliveroo hinterlässt ein Heer von scheinselbstständigen Arbeiter*innen, die ohne soziale Absicherung für Hungerlöhne schufteten. Für Deliveroo hatte das Prinzip einer sozialen Verantwortung nie Priorität – dass die Arbeiter*innen nun heute erst informiert wurden, dass sie ab Samstag erwerbslos sind, passt da ins Bild. Den Ridern statt vernünftigen Abfindungen nun Kleinzahlungen als sogenannte “goodwill payments” anzubieten ist in diesem Kontext fast unüberbietbar zynisch.
Die Arbeitsbedingungen in der Lieferbranche werden nach unseren Erfahrungen auch nach dem Ausscheiden Deliveroos prekär bleiben. Arbeitsplätze als Essenskurier sind nach wie vor besonders wichtig für Arbeiter*innen, die nicht muttersprachlich in Deutsch sind. Diese Abhängigkeit und schwächere gesellschaftliche Stellung von Minderheiten ist und wird den Konzernen der Branche weiterhin als Grundlage dafür dienen, zu versuchen, prekäre Arbeitsbedingungen durchzusetzen.
Wir unterstützen weiterhin den weltweiten Gewerkschaftskampf für bessere Arbeitsbedingungen in der Lieferbranche, auch gegen Deliveroo. Die Streiks und Aktionen in Spanien, dem Vereinigten Königreich und ganz besonders in den letzten Tagen in Paris zeigen auf, dass diese Arbeitsbedingungen keine Zukunft haben, solange Gewerkschaften kämpfen.
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Deliveroo retreats – the struggle against precarious working conditions continues
Even in its retreat from Germany, Deliveroo makes clear that the wages and social security of their workforce, mainly composed by minorities, are not a big issue for the company’s decision-making. However, the struggle against the particularly precarious working conditions within the present-day platform economy continues; in other countries at Deliveroo, and at other platforms of the delivery and further industries in Germany.
Deliveroo leaves behind an army of fake self-employed workers who worked for starvation wages without social security. For Deliveroo, social responsibility has never been a priority – the fact that workers have been informed today that they will be unemployed on Saturday fits in well with the picture. Offering small payments as “goodwill payments” to the riders instead of reasonable severance pay is almost unsurpassable cynicism in this context.
According to our experience, the working conditions in the delivery industry will remain precarious even after the departure of Deliveroo. Jobs as a food courier are still particularly important for workers who are not native speakers in German. This dependency and weaker social position of minorities is and will continue to serve as a basis for corporate groups in the industry to try to impose precarious working conditions.
We continue to support the global union struggle for better working conditions in the delivery industry, including Deliveroo. The strikes and actions in Spain, the UK, and especially in recent days in Paris, show that these working conditions have no future as long as unions fight.