Am 3. November wird in den USA nicht nur über die Präsidentschaft abgestimmt: Zeitgleich soll auch über die Gesetzeserweiterung “Proposal 22” entschieden werden. Sie könnte einen herben Rückschritt für die Rechte von Plattformarbeiter*innen bedeuten.
Es gibt Grund zur Freude: Ein Berufungsgericht in Kalifornien – der Geburtsstätte der Plattformarbeit – hat vergangene Woche entschieden, dass Uber Fahrer*innen als Angestellte und nicht – wie bisher – als (Schein-) selbstständige Unternehmer*innen anzusehen sind.
Statt prekärer Subunternehmer*innentätigkeit gibt es für unsere Kolleg*innen bald Mindestlohn, bezahlte Urlaubs- und Krankheitstage sowie Aussicht auf eine Krankenversicherung. Als Betriebsgruppe der Lieferando-Rider in der FAU Berlin begrüßen wir diesen Erfolg! Die Verhandlung der arbeitstechnischen Eckdaten in der Gig-Economy ist beinahe so jung wie das Modell selbst – jede Entwicklung zugunsten der Arbeiter* innen ist daher besonders wichtig – und hoffentlich wegweisend.
Für andere gibt es Grund zur Empörung: Nach dem Urteil drohten die Unternehmensführungen von Uber und Lyft prompt mit der Einstellung ihrer Dienste oder immensen Preissprüngen. Dann griffen sie jedoch lieber die Rechtsprechung direkt an: Hierzu wurde die Gesetzeserweiterung “Proposal 22” (kurz Prop22) auf den Weg gebracht. “Prop22” würde die Arbeiter* innen in der Gig-Economy auch zukünftig an ihre Rolle als (Schein-) Selbsständige binden. Es ist die nächste Runde im Tauziehen um das Verhältnis von Bindung, Rechte und Pflichten – vor allem der Arbeitgeber*innen.
Über Prop22 wird am 3.November – zeitgleich zur Präsidentschaftswahrl – per Stimmzettel von der Bevölkerung entschieden. Egal wie das Ergebnis aussehen wird – wir werden weiterhin solidarisch mit unseren Kolleg*innen kämpfen!
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Solidarity to our colleagues at Uber and Lyft – no to “Prop22”!
On the 3rd of november not not only the new U.S.-president will be elected – people will also vote on the “Proposal22” law enlargement – which could cause severe regression for Gig-workers’ rights.
There is reason to rejoice: An appeals court in California – the birthplace of platform work – ruled last week that Uber drivers are to be considered employees and not – as before – (fake) self-employed entrepreneurs.
Instead of precarious subcontractor work, our colleagues will soon have a minimum wage, paid vacation and sick days as well as the prospect of health insurance. As the workers group of the Lieferando-Riders at FAU Berlin we welcome this success! The negotiation of the technical keypoints in the Gig-Economy is almost as young as the model itself – every development in favor of the workers is therefore especially important – and hopefully groundbreaking.
But there is also reason for indignation: after the verdict, the management of Uber and Lyft promptly threatened to discontinue their services or make immense price jumps. But then they preferred to attack the jurisdiction directly: To this end, the legislative extension “Proposal 22” (Prop22 for short) was launched. “Prop22” would continue to bind the workers in the gig economy to their role as (fake) self-employed. It is the next round in the tug-of-war about the relationship between commitment, rights and duties – especially of employers.
Prop22 will be decided by the population on November 3rd – at the same time as the presidential election – by ballot. No matter what the result will be – we will continue to fight in solidarity with our colleagues!