Scroll down for english version
Erst kommt das Schnitzel, dann kommt die Moral. Ein Interview mit Lieferando-Fahrer*innen der Betriebsgruppe der FAU Berlin.
Als Corona losging, musstest du trotzdem raus zum Liefern. Dich selbst und Andere in Gefahr bringen, das sollte kein Teil einer Jobbeschreibung sein – und war dann plötzlich Teil deines Jobs. Was ist im März und April 2020 bei den Fahrer*innen („Ridern“) von Lieferando passiert? Was passiert dort jetzt? Das folgende Interview geht auf diese Fragen ein, aber es soll gleichzeitig auch zur Schaffung eines größeren Bildes beitragen.[1]
Wenn wir in die Fleischindustrie, ins Gesundheitswesen – oder die Agrarindustrie schauen, können wir erkennen wie prekäre Arbeit in Krisensituationen aussieht. Die Zustände in den Branchen sind keine Einzelfälle, sondern exemplarisch für Missmanagement und Versagen der kapitalistischen Wirtschaftsordnung.
Lieferando – die dominierende deutsche Tochterfirma des Liefergiganten TakeAway.com – ist nur ein weiteres Beispiel für gefährliches Versagen privater Firmen in der Krise. Aber die Bewältigung der Krise durch Lieferando Rider ist auch ein weiteres Beispiel einer Idee, die älter ist als der Kapitalismus selbst: Die Selbstorganisation von Arbeiter*innen. In diesem Artikel sprechen Lieferando Rider über Infektionsrisiken, denen sie bei ihrer Arbeit #ausgeliefert sind, aber auch über Forderungen, die sie durchsetzen wollen, um ihre Situation zu verbessern.
Was sind eure größten Sorgen in dieser Krise?
Der Job war schon immer gefährlich. Wir sind im Straßenverkehr mit schweren und sperrigen Rucksäcken auf teilweise gefährlich schlecht gewarteten Rädern unterwegs. Dabei müssen wir uns vor gestressten Geschäftsleuten in Acht nehmen, die auf die Straße springen, während gerade ein wütender, rücksichtsloser SUV-Fahrer überholt. Da können wir uns weniger darum sorgen, ob die Suppe noch im Behälter ist oder schon im ganzen Rucksack. Jetzt haben wir es zudem noch mit Corona zu tun: Vom Restaurant bis zum Kunden das Risiko, sich anzustecken und dadurch krank zu werden, oder selbst das Virus zu verbreiten.
Hat Lieferando auf die Pandemie reagiert?
Ja, aber Lieferando (oder „TakeAway.com“, das Unternehmen, dem in Deutschland auch „Foodora“ und „DeliveryHero“ gehören) hat langsam reagiert. In Anbetracht der Verantwortung, die Lieferando gegenüber seinen Mitarbeiter*innen, dem Personal der Restaurants und den Kund*innen trägt, kann das Vorgehen zwar mit Profitinteresse erklärt werden, aber entschuldigen lässt es sich nicht. Die Rider wurden auf der Straße mit dem Virus allein gelassen. Lieferando hat hauptsächlich den Lieferbetrieb so normal wie möglich aufrecht gehalten und damit Ridern zusätzliche Verantwortung aufgeladen. Lieferando hat die Rider zusätzlichen Gefahren #ausgeliefert und auch Kolleg*innen während der Krise auf die Straße gesetzt, also gekündigt oder sie nach Befristungsende nicht weiter beschäftigt.
Wie sahen Lieferandos erste Reaktionen aus?
Rider haben kaum etwas von Lieferando gehört. Lieferando hat weder Mitarbeiter*innentreffen, noch Schulungen durchgeführt, oder einen persönlichen Austausch ermöglicht. Lieferando kommuniziert mit Ridern generell nur durch kleine Notizen oder kurze, oft missverständliche E-Mails. Die ersten Informationen und die folgenden Aktualisierungen konzentrierten sich ausschließlich auf die physische Distanzierung und Desinfektionsmaßnahmen. Lieferando betonte 1,5 m Abstand voneinander zu halten und sich die Hände zu waschen. Der tatsächliche Nutzen dieser Informationen war fragwürdig, da Lieferando die Hygienemaßnahmen nicht vollständig durchdachte. Erst Monate später gab es eine Präsentation, in der Hygienemaßnahmen nicht nur das Ausliefern, also den Kontakt mit Kund*innen betrafen. Es dauerte sehr lang bis Lieferando mit den Restaurants und Kund*innen effektiv kommunizierte. Anfangs verweigerten Restaurants den Zugang zu Toiletten, Waschbecken oder Desinfektionsmitteln. Kund*innen hielten sich nicht an Hygieneempfehlungen und beschwerten sich sogar über Rider, die Distanz halten wollten. Und Lieferando selbst gab erst kein Desinfektionsmittel heraus, dann eine kleine Menge, die anscheinend unwirksam gegen Viren war. Bis den Ridern eine vollständige Sicherheitsausrüstung (Einweghandschuhe, Gesichtsmasken, Desinfektionsgel) zur Verfügung gestellt wurde, veröffentlichte Lieferando Aussagen wie
“Handschuhe und Gesichtsmasken würden dem Rider ein falsches Gefühl der Sicherheit vermitteln und ihn so dazu verleiten, andere Sicherheitsmaßnahmen zu vernachlässigen”.
Als es in Berlin mehr Infektionen gab, schloss Lieferando seine Lieferzentrale (genannt “Hub”) für Rider. Der Hub-Kolleg*innen schirmten sich ab. Rider blieben Anfangs ohne Schutz oder Unterstützung auf der Straße. Der Hub war vorher der Ort, an dem die Fahrer*innen zu Beginn ihrer Schicht ihre Ausrüstung abholten. Nach der Schließung des Hubs erhielten einige Rider dauerhaft Rucksäcke, Helme und Leihräder. Da Rider nun nicht mehr in den Hub durften, sollten sie von Zuhause aus starten. Genau wie die ehemaligen foodora-Rider mussten nun alle Rider ihre Ausrüstung ohne finanzielle Entschädigung selbst lagern, reinigen und reparieren. Für Lieferando reduzierte sich die Anzahl der Personen in dem Hub. Für Rider stiegen Belastungen und Risiken auf der Straße und zuhause. Lieferandos Firmenkonzept lässt kaum Platz für Hygienemaßnahmen oder Abstandsregelungen im Betrieb selbst. Auch ohne Corona ist der Hub zu eng, vollgestellt mit mangelhaft gewarteten, abgenutzten Rädern und stinkenden, durchnässten Rucksäcken. Seit Corona belastet Lieferando die Rider mit zusätzlicher Verantwortung, auf die sie nicht vorbereitet sind – und für die sie weder ausreichend geschult noch bezahlt werden. Auch das ist typisch für kapitalistische Ausbeutung.
Wie sieht die Situation jetzt aus, wo wir uns schon einige Monate in der Krise befinden?
Es dauerte etwa einen Monat, bis sich Lieferando auf die Notlage eingestellt hatte. Im Laufe der Zeit wurden die Informationen häufiger und inhaltlich besser: Im Chat der App machte Lieferando immer wieder neue Anweisungen zum Umgang mit Abholungen und Lieferungen. Bei sanitären Einrichtungen wurde stärker auf öffentliche Toiletten zurückgegriffen. Die Anweisungen und Informationen von Lieferando sind meist kurz und missverständlich, deswegen helfen sich die Rider in Chatgruppen, in ihrem Umfeld oder sie versuchen allein Wege zu finden, die Anweisungen sinnvoll umzusetzen.
Der chaotische und undurchsichtige Umgang von Lieferando mit Arbeiter*innen, Restaurants und Kund*innen konnte am Online-Trinkgeld Skandal beobachtet werden. Lieferando führte sehr überraschend eine Möglichkeit ein Trinkgeld online zu geben. Dies hatte wenig mit Covid-19 zu tun, obwohl Rider versuchten sich vor Infektionen durch Trinkgeld zu schützen. Alles, was die Rider mitbekamen war, dass nach einem Update der Liefer-App einige „Trinkgeld“ angezeigt bekamen. Rider wurden zum online Trinkgeld weder befragt, noch unterwiesen, sonder gezwungen. Manche Rider wollen weiter Bargeld als Trinkgeld und versuchen mögliche Infektionsgefahren beim Entgegennehmen zu vermindern. Einige Rider fürchten weniger verdienen zu können, weil sie weniger bares Trinkgeld bekommen und das online Trinkgeld nun auf der Lohnabrechnung erscheint. Die Unternehmensführung lässt uns, wie fast immer, keine Wahl und mit den Konsequenzen ihrer Entscheidungen allein.
Der Online Trinkgeld Skandal zeigt, dass Skepsis und Misstrauen der Rider wegen des intransparentem, willkürlichem Umgangs von Lieferando berechtigt sind. Einige Rider bekamen erst nach zwei Monaten ihre Online Trinkgelder ausgezahlt. Wer weiß, wie Viele überhaupt betroffen sind?
Reichen die Maßnahmen aus?
Die Maßnahmen von Lieferando waren bisher eher unzureichend, verspätet oder verantwortungslos. Lieferando scheint die Kommunikation nach außen wichtiger zu sein, als die mit den Ridern. Beschwerden von Ridern werden erst wahrgenommen, wenn es öffentlichen Druck gibt. Die verzögerten Reaktionen und die allgemeine Verantwortungslosigkeit von Lieferando gegenüber den Beschäftigten gefährdet die Gesundheit der Rider, Restaurants und Kund*innen. Es ist unrealistisch anzunehmen, dass jeder Rider in der Lage ist, die Rucksäcke und Kleidung bei sich zu Hause zu lagern oder zu desinfizieren. Manche Rider wohnen mit über 8 weiteren Personen in einer Wohnung und teilen sich das Zimmer auch mal mit drei oder 4 anderen Menschen. Arbeiter*innen in anderen Bereichen, zum Beispiel im Krankenhaus, können ihre potentiell ansteckende Ausrüstung auf der Arbeit lassen. Lieferando zwingt Rider, ihre Familien oder Mitbewohner*innen zu gefährden. Lieferando entzieht sich seiner Verwantwortung und wälzt sie auf die Gesellschaft ab. Die unterbezahlten Arbeiter*innen und ihr Umfeld müssen die Verantwortung und Kosten übernehmen. Lieferando steigert so seine Gewinne, während für Arbeiter*innen und Öffentlichkeit die realen Löhne sinken und Last und Risiko steigen. Die Auslagerung von Kosten auf der Umfeld und damit dessen Ausbeutung ist typisch für kapitalistische Wirtschaftsweisen.
Was muss sich bei Lieferando ändern, um mit der Situation besser umgehen zu können?
Es ist bemerkenswert und beunruhigend, dass sich sowohl Staat als auch Bosse noch immer mehr Sorgen um das Wachstum der Wirtschaft machen aber nicht um das Wohlergehen der Arbeiter*innen und Kund*innen. Lieferando oder der Staat müssen angemessene Schutzausrüstung zur Verfügung stellen, anstatt die Rider damit zu belasten – und dann auf das Beste zu hoffen. Lieferando muss unsere Ausrüstung von einem professionellen Team ordnungsgemäß reinigen und desinfizieren lassen. Lieferando muss die sanitären Standards in der gesamten Lieferkette, einschließlich der Partnerrestaurants, auf einen hygienisch akzeptablen Stand bringen, nicht nur während Corona. Hygiensch gesehen ist das Essen im Restaurant dem Essen im Rucksack nicht gleich.
Was Lieferando und das Verhältnis zu den Mitarbeiter*innen betrifft, so ist die Ausnutzung der oft prekären Lebenssituationen der Arbeiter*innen eklatant. Lieferando zahlt Mindestlohn oder ein wenig darüber. Das deckt nicht grundlegende Lebenshaltungskosten. Rider sind Mobbing-Situationen, psychischem Druck und Drohungen ausgesetzt. Bei den meisten Problemen lautet die Lösung von Lieferando: Kündigung! Lieferando stützt sich auf Unsicherheiten derer, die mit der deutschen Sprache oder dem deutschen Recht nicht vertraut sind. Die ehemaligen Foodora Rider leiden unter noch schlechteren Vertrags- und Arbeitsbedingungen. Obwohl sie die gleiche Arbeit machen, behandelt Lieferando sie schlechter. Sie fahren mit ihrem eigenen Rad und bekommen zum Teil einen geringeren Lohn. Auch macht den ex-Foodora Ridern zu schaffen, dass sie meist vollkommen auf sich gestellt sind. Lieferando ignoriert sie und kommuniziert kaum mit ihnen.
Habt ihr noch ein paar Worte für eure Kolleg*innen, vielleicht darüber, was sie tun können, um diese Situation zu ändern?
Lieferando spaltet und isoliert uns. Unsere Ausbeutung basiert darauf, dass wir allein sind, uns nicht füreinander einsetzen also solidarisieren und nicht genug Wissen, Zeit oder Geld haben, um uns zu wehren oder anderen zu helfen. Aber wir brauchen nicht viel, um unsere Situation zu ändern und wir müssen nicht Viele sein. Alles, was wir brauchen, ist ein wenig gegenseitige Unterstützung, also Solidarität. Lasst uns zusammen kommen um unsere Probleme und Lösungen zu teilen. Akzeptiert nicht jede Situation, die Lieferando uns aufzwingen will.
Dein Fahrrad ist kaputt? Lieferando muss die Reparatur zahlen! Deine Ausrüstung ist schmutzig? Lieferando muss dich fürs Saubermachen bezahlen! Du bist krank oder hast wegen Corona Angst zur Arbeit zu gehen? Du willst einen unbefristeten Vertrag? Du kriegst deinen Lohn nur teilweise, ohne Trinkgeld oder verspätet? Du bist nicht allein! Sprich mit dem Rider neben dir. Kontaktiere Unterstützungsgruppen oder Gewerkschaften. Gemeinsam, auch in kleinen Gruppen, können wir Dinge ändern!
******
#delivered in the crisis
Food delivery during the crisis: Schnitzel first, morals later.
When Corona went off, you still had to go out to deliver. Putting yourself and others in danger, that shouldn’t be part of a job description – and then suddenly it was part of your job. What happened to the riders of Lieferando in March and April 2020? What is happening there now? The following interview addresses these questions, but at the same time it should help to create a bigger picture.
If we look at the meat industry, health care or agricultural industry, we can see what precarious work looks like in crisis situations. The conditions in these industries are not isolated cases, but are exemplary of mismanagement and failure of the capitalist economic order.
Lieferando – the dominant German subsidiary of the supply giant TakeAway.com – is just another example of dangerous failure in a crisis. But Lieferando Rider’s handling of the crisis is also another example of an idea older than the crisis of capitalism itself: The self-organisation of workers. In this article, Lieferando Riders talk about the risks of infection they are exposed to in their work, but also about demands they want to enforce to improve their situation.
What are your biggest concerns in this crisis?
The job has always been dangerous. We are on the road with heavy and bulky backpacks on partly dangerously badly maintained bikes. We have to be careful of stressed out business people jumping on the road while an angry, reckless SUV driver is overtaking. So we can worry less about whether the soup is still in the container or already in the whole backpack. Now we also have to deal with Corona: from the restaurant to the customer, the risk of getting infected and getting sick or spreading the virus ourselves.
Has Lieferando reacted to the pandemic?
Yes, but Lieferando (or TakeAway.com, the company that owns Foodora and DeliveryHero in Germany) reacted slowly. Considering the responsibility Lieferando has towards its employees, restaurant staff and customers, the action can be explained as being in the interest of profit, but there is no excuse. The riders were left alone on the road with the virus. Lieferando mainly kept the delivery business as normal as possible and thus charged riders with additional responsibility. Lieferando has #delivered the riders to additional dangers and set riders on the street while an ongoing crisis. Lieferando fired riders and didnt reengage them at the end of their termination.
How did Lieferando’s first reactions look like?
Riders hardly heard anything from Lieferando. Lieferando did not organize meetings, trainings or personal exchange of information. Lieferando generally communicates with riders only by small notes or short, often misleading e-mails. The first information and the following updates focused exclusively on physical distance and disinfection measures. Lieferando emphasized to keep 1.5 m distance from each other and to wash his hands. The actual usefulness of this information was questionable, as Lieferando did not fully think through the hygiene measures. Only months later there was a presentation in which hygiene measures did not only concern delivery, i.e. contact with customers. But it took a very long time for Lieferando to communicate effectively with the restaurants and customers. Initially restaurants refused access to toilets, washbasins or disinfectants. Customers did not follow hygiene recommendations and even complained about riders who tried to keep their distance. And Lieferando itself did not give out disinfectant at first, then a small amount, apparently ineffective against viruses. Until the riders were provided with complete safety equipment (disposable gloves, face masks, disinfectant gel), Lieferando published statements such as
“Gloves and face masks would give the rider a false sense of security and thus tempt him to neglect other safety measures”.
When the more infections occurred in Berlin, Lieferando closed its delivery center (called “Hub”) for Rider. The hub-colleagues* shielded themselves. Riders remained on the streets without protection at first. The Hub used to be the place where riders* picked up their equipment at the beginning of their shift. After the closure of the hub, some riders received backpacks, helmets and rental bikes permanently. Since riders were no longer allowed to enter the hub, they should start from home. Just like the former foodora riders, all riders now had to store, clean and repair their equipment themselves without financial compensation. For Lieferando the number of people in the hub was reduced. For riders, the stress and risks on the road and at home increased. Lieferando’s company concept leaves hardly any room for hygiene measures or clearance regulations in the hub itself. Even without Corona, the hub is too narrow, filled with poorly maintained, worn wheels and smelly, soaked backpacks. Since Corona, Lieferando has been burdening drivers* with additional responsibilities for which they are not prepared – and for which they are neither trained nor paid enough. This is also typical for capitalist exploitation.
What is the situation now, when we have been in crisis for several months?
It took about a month for Lieferando to adjust to the emergency. In the course of time, the information became more frequent and the content improved: in the app’s chat, Lieferando kept on giving new instructions on how to handle pick-ups and deliveries. Public toilets were used more often for sanitary facilities. The instructions and information of Lieferando are mostly short and misleading, that’s why the riders help each other in chat groups, in their communities or they alone try to find ways to implement the instructions in a meaningful way.
The chaotic and intransparent handling of Lieferando with workers, restaurants and customers* could be observed at the online tipping scandal. Lieferando very surprisingly introduced a way to tip online. This had little to do with Covid-19, although riders tried to protect themselves from infection by tipping. All the riders noticed was that after an update of the delivery app some riders got some “tip” displayed.Riders were neither asked nor instructed about online tipping, but forced to do so. Some riders still want cash as a tip and try to reduce the risk of infection when receiving a tip. Some riders are afraid of earning less because they get less cash and the online tip appears on the pay slip. The management leaves us, as almost always, no choice and with the consequences of their decisions alone.
The online tipping scandal shows that scepticism and mistrust of the riders are justified because of the intransparent, arbitrary handling of Lieferando. Some riders only received their online tips after two months. Who knows how many are affected at all.
Are the measures sufficient?
The measures of Lieferando have so far been rather insufficient, delayed or irresponsible. For Lieferando the communication to the outside seems to be more important than the communication with the riders. Complaints from riders are noticed when there is public pressure. The delayed reactions and the general irresponsibility of Lieferando towards the employees endangers the health of the riders, restaurants and customers. It is unrealistic to assume that every rider is able to store or disinfect the backpacks and clothes at home. Some riders live with more than 8 other people in an apartment and sometimes share a room with 3 or 4 other people. Workers in other sectors, such as hospitals, may leave their potentially infectious equipment at work. Lieferando forces riders to endanger their families or roommates. Lieferando evades its responsibility and shifts it onto society. The underpaid workers and their communities have to bear the responsibility and costs. Lieferando thus increases profits, while the burden and risk for workers and the public increases. The outsourcing of costs to the community and thus its exploitation is typical for capitalist economic methods.
What must change at Lieferando to better deal with the situation?
It is remarkable and worrying that both the state and the bosses are still more concerned about the growth of the economy but not about the health of the workers and customers. Lieferando or the state must provide adequate protective equipment instead of burdening the riders with it – and then hope for the best. Lieferando must have our work equipment properly cleaned and disinfected by a professional team. Lieferando must bring sanitary standards to a hygienically acceptable level throughout the supply chain, including partner restaurants, not just during Corona. Hygienically speaking, the food in a restaurant is not the same as the food in your backpack.
As far as Lieferando and the relationship with the employees is concerned, the exploitation of the often precarious life situations of the workers is striking. Lieferando pays minimum wage or a little bit more. This does not cover basic living costs. Riders are exposed to mobbing situations, psychological pressure and threats. For most problems the solution of Lieferando is: Dismissal! Lieferando relies on insecurities of those who are not familiar with the German language or German law. The former Foodora Riders suffer from even worse contractual and working conditions. Although they do the same work, Lieferando treats them worse. They ride their own bikes and sometimes receive lower wages. The ex-Foodora Riders also suffer from the fact that they are usually completely on their own. Lieferando ignores them and hardly communicates with them.
Do you have a few words for your colleagues, maybe about what they can do to change this situation?
Lieferando divides and isolates us. Our exploitation is based on the fact that we are alone, we don’t stand up for each other, we don’t have enough knowledge, time or money to defend ourselves or help others. But we don’t need much to change our situation and we don’t have to be many. All we need is a little bit of mutual support, solidarity. Let us come together to share our problems and solutions. Don’t accept every situation that Lieferando wants to force on us.
Your bike is broken? Lieferando must pay for the repair! Your equipment is dirty? Lieferando has to pay you to clean it! Are you sick or are you afraid to go to work because of Corona? You want a permanent contract? You get partly paid, no tips, or payment is late? You’re not alone! Talk to the rider next to you. Contact support groups or unions. Together, even in small groups, we can change things!